Gehören Sie zu den Personen, die zeitweise oder gar ausschließlich im Homeoffice tätig sind? Und bereits an sich bemerkt haben, dass Sie gestresster, emotionaler, unruhiger, hektischer, gereizter oder aber auch antriebsverminderter, unkonzentrierter, müder, desinteressierter, (körperlich/mental) unausgeglichener sind als wenn Sie ins Büro gehen? - Dann möchte ich Sie mit einigen Anregungen dabei unterstützen, wieder in Balance zu kommen.
Legen wir los!
Zunächst einmal sei Folgendes gesagt: sofern Sie frei entscheiden können, ob Sie im Büro oder von Zuhause arbeiten möchten, fragen Sie sich, welche Arbeitsweise besser zu Ihnen persönlich passt. Denn für viele schwebt über dem Begriff Homeoffice noch immer eine Dunstwolke aus Freiheit und Fortschritt. Sollten Sie zu diesen Leuten gehören, öffnen Sie bitte das Fenster und lüften Sie einmal kräftig durch! Und dann schauen Sie sich Ihre individuelle Situation bitte einmal genau an und prüfen Sie Vor- und Nachteile beider Varianten. Seien Sie offen dafür, dass der Weg ins Büro die für Sie bessere Variante sein könnte!
Dies vorangestellt, schauen wir uns nun einige Möglichkeiten an, das Arbeiten im Homeoffice zu mehr Zufriedenheit und Produktivität zu führen.
Einrichten des Arbeitsplatzes.
Achten Sie darauf, dass Sie sich Ihren Arbeitsplatz möglichst nach Ihren körperlichen und psychischen Bedürfnisse ausrichten. Das betrifft sämtliche Arbeitsmittel, die Sie ständig einsetzen.
Eine gute Internetverbindung ist das absolute Basic.
Alle Arbeitsmittel sollten idealerweise eine vergleichbare Qualität wie die Arbeitsmittel im Büro haben. Hier wäre insbesondere der Aspekt der Ergonomie von Tisch und Stuhl zu erwähnen. Aber z. B. auch ein ordentlicher Bildschirm, eine gute Lichtquelle und ggf. eine gewisse Ungestörtheit (aus Gründen der Konzentrationsfähigkeit, aber auch aus Datenschutzgründen) sind durchaus von Belang.
Arbeitsorganisation.
Übernehmen Sie Struktur und Regelmäßigkeiten aus Ihrem bisherigen Arbeitsalltag im Büro. Nutzen Sie gleichzeitig aber die Flexibilität, die Ihnen das Homeoffice bietet, bestmöglich zu Ihren Gunsten aus.
Was heißt das? - Richten Sie sich bei der zeitlichen und inhaltlichen Strukturierung Ihrer Aufgaben nicht ausschließlich nach den Anforderungen von außen (Kund:innen, Führungskraft, Kolleg:innen). Stattdessen berücksichtigen Sie dabei, soweit möglich, auch Ihren Biorhythmus. Überlegen Sie, zu welcher Zeit es für Sie am stressärmsten ist, Ihren Arbeitstag zu beginnen. Schaffen Sie sich, auch wenn Sie mal früher oder mal später mit der Arbeit starten, weil Sie z. B. mal das Kind zur Kita bringen müssen und mal nicht, eine gewisse Regelmäßigkeit beim Aufstehen, damit sich Ihr Schlafrhythmus nicht gestört fühlt und Sie ausreichend erholt sind.
Legen Sie Tätigkeiten, die Sie (heraus)fordern eher in Zeitslots, in denen Sie normalerweise erhöhte Konzentrationsphasen aufweisen. Bei abfallender Konzentrationsfähigkeit – häufig z. B. nach der Mittagspause – bietet es sich an, eher Aufgaben zu erledigen, die Sie weniger stark beanspruchen. Sorgen Sie dafür, Quellen der Ablenkung und Unterbrechung weitestgehend auszuschalten.
Behalten Sie eine gewisse Organisation und Strukturierung der Arbeit bei oder, sofern Sie das bisher eher als herausfordernd empfanden, beginnen Sie damit! Konkret bedeutet das: Setzen Sie sich realistische (erreichbare) Ziele für Ihren Arbeitstag und/oder Ihre Arbeitswoche und strukturieren Sie die damit verbundenen Aufgaben bei Bedarf durch die Nutzung von Kalendereinträgen, To-Do-Listen, Kanban Boards oder Mindmaps.
Bei der Priorisierung von Aufgaben können Sie Instrumente wie das Pareto-Prinzip (auch 80:20-Regel genannt), das Eisenhowerprinzip oder die ALPEN-Methode unterstützen.
Machen Sie nach Möglichkeit in regelmäßigen Abständen kürzere Pausen von 5-7 Minuten (wenigstens einmal pro Stunde). Lösen Sie Ihren Blick vom Bildschirm, stehen Sie auf und gehen durch den Raum oder dehnen Sie sich.
Homeoffice und die Pandemie insgesamt befördern den Bewegungsmangel. Es fehlen z. B. Arbeitswege oder der gelegentliche Gang zu Kolleg:innen über den Flur. Schaffen Sie daher im Homeoffice bewusst Bewegungsinseln. Nun, was meine ich damit? - Stellen Sie sich z. B. keine große Wasserflasche oder Teekanne an den Arbeitsplatz, sondern verwenden Sie Tassen, für deren Nachfüllung Sie aufstehen müssen. Telefonieren Sie auch mal im Stehen, wenn es sich anbietet. Nutzen Sie Mittagspausen ab und an für einen Spaziergang oder zum Joggen.
Behalten Sie einen Überblick über Ihre Arbeitszeiten. Insbesondere wenn Sie bereits den Eindruck haben, dass Beruf und Privatleben aufgrund der geteilten Örtlichkeit zu stark verschmelzen, Sie auch noch Tätigkeiten für die Arbeit erledigen, wenn Sie eigentlich bereits im Feierabend sind oder Sie ggf. spüren, dass Sie Zuhause nicht gut abschalten können: sorgen Sie möglichst dafür, dass Sie klare Arbeitszeiten kommunizieren und für sich durchsetzen. Auch die räumliche Trennung von Arbeitsort (Schreibtisch) im Zimmer, der Wohnung oder im Haus und den privat genutzten Ecken oder Räumen kann hilfreich sein.
Kommunikation.
Stimmen Sie mit Ihren Kolleg:innen und Führungskräften sinnvolle Kommunikationsregeln ab. Klären Sie dazu Bedürfnisse und Erwartungen und leiten Sie geeignete Zeiten für E-Mailfreie Phasen (Zeiten, in denen Sie keine Mails lesen) oder Sprechzeiten ab, die dann Sie auch als solche kommunizieren, damit sich andere darauf einstellen können.
Prüfen Sie, welche Kommunikationskanäle in welchen Situationen mit welchen Kommunikationspartner:innen am effektivsten und effizientesten sind? Fragen Sie sich bevor Sie zum Hörer greifen, ob ein Anruf im konkreten Fall der beste Kanal ist. Die Notwendigkeit mit einem Kunden zunächst Smalltalk führen zu müssen oder mit einer Kollegin dann doch noch in ein Schwätzchen zu geraten, wenngleich vom sozialen Aspekt her ab und zu durchaus wünschenswert, können Zeitfresser sein.
Schauen Sie, welche dieser Anregungen zu Ihrem Alltag passen und sich gut umsetzen lassen. Je stärker es Ihnen gelingt, die Erfordernisse des mobilen Arbeitens mit Ihren physischen und psychischen Bedürfnissen zu vereinbaren, desto besser werden Sie sich bei der Arbeit fühlen. In diesem Sinne: frohes Schaffen!